Eine kleine Reise durch die Zeit
Sansibar-Vertrag
Der Sansibar-Vertrag wird inhaltlich meist als Tauschgeschäft dargestellt. Jedoch handelt es sich tatsächlich nicht um einen glatten Tausch von Sansibar gegen Helgoland.
Helgoland war seit 1807 britisch und nach der Reichsgründung 1871 unternahm Reichskanzler Otto von Bismarck erstmalig den Versuch, Helgoland wieder zurück zu bekommen. Dieser Versuch scheiterte zunächst, geriet dann jedoch wieder in greifbare Nähe als die Briten 1889 der Meinung waren, man unterhalte lediglich ein "Seebad für die Deutschen". Bismarck wartete zunächst ab. Mitte 1890 - als Bismarck bereits entlassen war - erfüllte sich der junge Kaiser Wilhelm II seinen Wunsch und schloß am 01.07.1890 in Berlin den Helgoland-Sansibar-Vertrag ab. Am 09.08. fand die feierliche Übergabe statt und am 02.12. wurde die Insel dann schleswig-holsteinisch.
Vertragsgegenstand war jedoch nicht der Tausch von Sansibar gegen Helgoland, denn Sansibar war selbständiges Sultanat zu jener Zeit. Der Vertrag regelte vielmehr die deutschen und englischen Einflußgebiete in Afrika, denn die Deutschen waren Pächter eines schmalen Festlandstreifens von Sansibar und galten somit als Schutzmacht. Dieser Anspruch wurde mit dem Vertrag den Briten übergeben.
Für die Briten viel interessanter waren jedoch die von den Deutschen beanspruchten Gebiete am Victoria Lake und in Tanganjika, sowie in Witu- und Somalialand. Diese Gebiete wurden den Briten zugesprochen. Gleichzeitig wurde Deutsch-Ostafrika in seinem Bestand bestätigt und weitere Grenzstreitigkeiten im Westen Afrikas geregelt. Also eine weitaus umfassendere und komplexere Angelegenheit als ein simpler Tausch.